Artikelübersicht

In diesem Artikel wird die Optimierung eines kleinen Raums erläutert. Konkret geht es hierbei um ein Homestudio, das aus einem kleinen Raum besteht, der sowohl als Regieraum als auch als Aufnahmeraum benutzt wird.

Die Praxis zeigt dem ambitionierten Homerecorder ganz schnell, dass hochwertige Aufnahmen nicht alleine durch hochwertige Equipments erledigt sind und dass ein akustisch optimierter Raum unerlässlich für anspruchsvolle Projektaufnahmen ist. In der Regel muss der Raum für zwei Zwecke dienen:

  • Regieraum („Toter“ Raum)
  • Aufnahmeraum („Lebendiger“ Raum)

Denn hier stehen zwei Anforderungen gegeneinander. Ein sogenannter Regieraum, also der Abhörraum, wo die Musik gehört, gemixt und gemastered wird, muss akustisch trocken sein. Hingegen muss der Raum, wo der Gesang und akustische Instrumente aufgenommen werden, oft lebendiger sein. Die Gesangsaufnahme kann je nach Wunschklang in quasi schalltoten Gesangskabinen oder umgekehrt, in großen Aufnahmeräumen – gar in Jazz-Clubs erfolgen.

Doch für manche Instrumente ist ein komplett toter Raum ungeeignet. Zudem gehört z.B. Akustische Gitarren. Der wahrgenommene Klang einer Akustik-Gitarre setzt sich sowohl aus dem Klang des Schallkörpers als auch dem des Raums.  Deswegen ist ein „voller“ Akustik- oder Konzertgitarrensound nur ein einem lebendigen Raum möglich.


Es lässt sich lange über akustisches Empfinden und den ultimativen Aufnahmebedingungen streiten, denn ich kenne keinen anderen Bereich der Technik, wo die Subjektivität derart im Vordergrund liegt, wie die Psychoakustik. Besonders spürt man das bei den Anwendungen dieser Wissenschaft im künstlerischen Bereich. Während ein Mensch sterile, ausgewogen-harmonische und bis zur Perfektion optimierte Klangbilder angenehm empfindet, empfindet der andere Mensch die sogenannte Liveness, markante, alleinstellende experimentelle Klangbilder angenehm, die einfach anders sind. Und erfolgreiche Aufnahmen gibt’s von beiden dieser Richtungen.

Doch es ist nicht der Gegenstand von diesem Artikel, den ultimativen und absolut richtigen Klangbild, Sound und Aufnahmebedingungen herauszudiskutieren, sondern technische Methoden und Hilfsmittel zu erläutern, die beim Erreichen des eigenen subjektiven Wunschklangbilds helfen.

Als erstes vor dem Gestalten seines Homestudios muss man seine Anforderungen an den Raum klarstellen.  Dazu ist es wichtig zu beantworten:

  • Was für eine Musikrichtung möchte ich aufnehmen?
  • Was für Instrumente möchte ich aufnehmen?

Denn eins ist klar: Ein Homestudio kann kein vollwertiges professionelles Musikstudio sein. Gute Nachricht: Das muss es auch nicht! Denn ein Homestudio muss nicht in der Lage sein, ein Symphonie-Orchester, 15 Bläser, Samba-Trommel-Band und ein Chor gleichzeitig aufzunehmen! Dementsprechend ist die triviale Frage doch sehr wichtig: Was brauche ich denn wirklich? Während der eine rein digital Elektronik-Musik mit viel Low-End aufnehmen will, möchte der andere Acapella-Gesang aufnehmen. Schon mal da sind die Anforderungen an den Raum sehr anders.

In meinem Fall habe ich folgende Anforderungen an den Raum:

  • Er muss für vernünftige Gesangsaufnahmen taugen
  • Er muss für vernünftige Akustikgitarrenaufnahmen taugen
  • Er muss für ein differenziertes und unverfälschtes Abhörverhalten über das ganze Frequenzband geeignet sein.
  • Das Low-End bis ~50Hz ist ausreichend. (Tiefste Instrumente sind Bass-Gitarre und Bass-Drum)
  • Ein Sofa und ein Regal müssen drin stehen.
  • Die akustischen Maßnahmen sollen weniger als 20€ kosten.
  • Er muss besser klingen als die Abbey-Road-Studios.

Wie man sieht, kann man vielleicht am Ende nicht alle Anforderungen 100% erfüllen und da muss der eine oder der andere Punkt Einbuße hinnehmen (besonders der letzte und vorletzte Punkt). Doch das ist nicht schlimm. Wenn man seine Anforderungen klar formuliert hat, hat man den ersten wichtigen Schritt gemacht. Denn das Wichtigste ist, die Raumoptimierung in die richtige Richtung zu treiben. Nur so kann man eines Tages am Ziel ankommen, halbwegs vernünftig klingende Projektaufnahmen zu machen. Dazu braucht es  sicher viel Geld, das dem Homerecorder meist fehlt aber viel wichtiger: Dazu braucht es viel Wissen, das dem Homerecorder ebenso fehlt.  Es ist im Prinzip ein Optimierungsproblem mit Optimierungsgrößen:

  • das Budget, das man zur Verfügung hat,
  • die Güte, die man erreichen will und
  • der (Arbeits- und Lern-) Aufwand, den man hineinstecken will.

So was wird i. a. ein magisches Dreieck  „Zeit-Kosten-Qualität“ genannt. Egal ob ein Profi-Studio, Projektstudio oder ein einfaches  Homestudio, muss sich jeder irgendwo in diesem Dreieck platzieren.  Daher ist es umso wichtiger, das nötige Wissen zu gewinnen und seinen Studioaufbau vernünftig zu planen.

Hier geht’s zum Teil 2 =>